Donnerstag, 11. August 2016

Olli Jalonen "Von Männern und Menschen"

Erwachsen wird man nicht mit einem bestimmten Datum, sondern mit dem, was man tut und welche Verantwortung man übernimmt. Das zeigt Olli Jalonen am Beispiel seines Erzählers in dem Roman „Von Männern und Menschen“ sehr deutlich. Als sein Vater erkrankt und seine Arbeit verliert, beginnt sein 17-Jähriger Sohn in den Ferien zu arbeiten um die Familie zu unterstützen.
Unausgesprochen schwebt darüber aber die Tatsache, dass er nach dem Sommer nicht wieder zur Schule gehen wird, da sein Vater die Familie jetzt nicht mehr versorgen kann. Während seiner Sommerarbeit findet er sich auf dem Bau in der Welt der Erwachsenen wieder und wird von Ihnen auch so behandelt. Schnell muss er Verantwortung übernehmen und wächst an seinen Aufgaben.
Olli Jalonen ist eine großartige Geschichte über die abwechslungsreiche Zeit des Erwachsenwerdens gelungen, in der der Protagonist, der von ihm keinen Namen bekommt, immer zwischen Jugendlichem und Erwachsenem schwankt. Er trifft sich mit Freunden, verliebt sich in ein Mädchen aus der Schule und macht die typischen Dinge, die alle Jugendlichen in seinem Alter machen. Doch das ist nur sein Wochenende. Unter der Woche ist der Erwachsene, der Ernährer der Familie, der arbeitet, sich mit seinen Kollegen auseinandersetzt und sich weiterentwickelt. Diese Welten konkurrieren miteinander und überlappen sich, aber sie sind dennoch auf eine gewisse Art und Weise getrennt.
Die ganzen Geschehnisse siedelt Jalonen im Finnland der frühen 70er Jahre an und verbindet sie mit Hinweisen auf die politische Situation im Land. Die Geschichte des Protagonisten ist dabei sehr offen gestaltet, so dass beim Lesen viel Platz für eigene Reflexionen und Interpretationen über den Protagonisten bleibt. „Von Männern und Menschen“ ist keine Geschichte, der man einfach runterliest, man sollte sich auf den Protagonisten einlassen und ihn wirklich begleiten, dann kommt er einem viel näher, als es auf den ersten Blick scheint.
Mir hat „Von Männern und Menschen“ von Olli Jalonen ausgesprochen gut gefallen, es war ganz anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Eine wunderbare Geschichte mit einem großartig beschriebenen und in sich schlüssig aufgebauten Protagonisten, er einen mitnimmt auf die Reise in seine kleine Welt. 

Hier geht es zu der wunderbaren Leseprobe im mare Verlag. 

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