Freitag, 25. August 2017

Salih Jamal "Briefe an die grüne Fee"

Der Ich-Erzähler sitzt auf dem Dach eines Hochhauses, eine Waffe in der Hand, bereit seinem Leben ein Ende zu setzen. In dieser Situation berichtet er von seinem Leben, enttäuschter Liebe, Träumen und zerstörten Hoffnungen. In Briefform lernt der Leser ihn kennen, die Briefe richtet er an seine große Liebe, die ihn verlassen hat.
Was zunächst ganz unterhaltsam klang, stellte sich jedoch schnell als Enttäuschung heraus. Eine Hauptfigur muss nicht immer sympathisch sein und es tut jedem Buch gut, wenn nicht alles friedlich dahinplätschert. Der Ich-Erzähler in „Briefe an die grüne Fee“ berichtet jedoch mit einer derartigen Verachtung und Arroganz über seine Mitmenschen und das Leben normaler Leute, dass es mich beim Lesen einfach nur wütend machte. Leider schaffte ich es nicht, irgendeine Verbindung zu dieser Hauptfigur aufzubauen, trotz so viel Nabelschau des Protagonisten bleibt er für mich schemenhaft und unnahbar. Bei allen weiteren Figuren macht der Autor sich gar nicht die Mühe, sie überhaupt so vorstellen so zu wollen, dass sie einen Charakter bekommen, wie personale Klischees flanieren sie durch das Buch und so kam beim Lesen schnell Langeweile auf.
Es gibt einige wenige gute Szenen, dass muss man dem Autor zu Gute halten, in denen die Möglichkeiten deutlich werden, die diese Buchidee vielleicht gehabt hätte, kurze Momente in denen eine Schönheit der Sprache deutlich wird, die leider nicht durchgehalten werden kann.
Zur Gestaltung der Bücher äußere ich mich sonst eher selten, es sei denn etwas fällt besonders auf. So wie in diesem Fall: Die Rückseite des Buches, der Klappentext, ist meiner Meinung nach eine Zumutung für alle Leser und wird eher abschrecken als zum Lesen einladen. Viel zu überfrachtet, in kleiner Schrift sogar enger bedruckt als die Seiten im Buch und bestückt mit überbordendem Selbstlob und vergleichen mit Goethe. Solche Vergleiche sollte man sich lieber von außen geben lassen, als sie sich gleich selbst zuzuschreiben. Sie sorgen-  wie in diesem Fall- häufig für Enttäuschungen.

Leider kann ich abschließend nur sagen, dass „Briefe an die grüne Fee“ mich überhaupt nicht angesprochen hat, man findet keinen Zugang zur Hauptfigur und es wird viel Zeit mit der Abwertung des Lebens anderer Menschen verbracht, ohne dass es die Story weiterbringt. Daher für mich keinesfalls empfehlenswert. 

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Hier gibt es weitere Informationen zu dem Buch. 

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