Donnerstag, 21. September 2017

Ahmet Ümit "Die Gärten von Istanbul"

Hauptkommissar Nevzat ermittelt in einem außergewöhnlichen Fall, der ihn und seine Kollegen Ali und Zeynep auf die Spuren der Geschichte Istanbuls bringt. Eine Leiche wird zu Füßen einer Statur Kemal Atatürks gefunden, die Kehle ist aufgeschlitzt und in den Händen finden die Ermittler eine Münze, die auf Byzanzion, das ursprüngliche Istanbul verweist. Das Opfer ist Professor für Kunstgeschichte, auch seine Ex-Frau und weitere Bekannte beschäftigen sich aktiv mit der Geschichte Istanbuls. Nevzat muss herausfinden, was die Täter ihm mit diesen Informationen sagen wollen, und das am besten schnell, denn der Täter mordet weiter.
Ahmet Ümit beschreibt in seinem Krimi „Die Gärten von Istanbul“ auf wunderbare Weise die Geschichte der Stadt, die historischen Zusammenhänge der Bauwerke und die Veränderungen, denen sie im Laufe der Jahrhunderte unterlag. Dieser Teil des Romans war sehr spannend und hat mir ausgesprochen gut gefallen. Im Gegensatz zur eigentlichen Kriminalhandlung, denn diese zog sich unglaublich lange hin, ohne dass wirklich etwas passiert. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Ermittler die ersten 600 Seiten gar nicht weiterkommen und auf den letzten 100 Seiten muss dann alles passieren, Ermittlungsergebnisse und völlig überraschende Wendung inklusive. Hinzu kommt, dass ich die Arbeitsmethoden der Ermittler eher unglaubwürdig fand. Da wird über Tatorte getrampelt, Fundstücke einfach in die Hand genommen und Kommissar Ali brüllt einfach alle Verdächtigen in Grund und Boden, ein Wunder, dass er sie nicht gleich verprügelt.
Für mich fügte sich die Kriminalhandlung einfach nicht in den Rahmen der historischen Elemente ein, der Plot war zäh und ohne Entwicklungen, die einen als Leser wirklich mitgerissen hätten. Auch die Beschreibungen von Nevzats Privatleben waren mir zu kühl und abgehackt und fügten sich lange nicht in das Gesamtbild des Krimis ein. Ich war von Ahmet Ümits Krimi „Die Gärten von Istanbul“ leider enttäuscht. Drei Sterne gibt es dennoch, da ich die historischen Beschreibungen und Erklärungen sehr gut recherchiert und für den Leser toll aufbereitet fand. 

✮✮✮✰✰

Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des btb Verlags. 

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